Was hat der Spieltag des 1. FSV Mainz 05 mit den Waldbränden in Brasilien zu tun? Auf den ersten Blick nichts, aber klimafeindliche Raumordnungsplanung und Klimaschutzpolitik gibt es auch in Mainz – seit Jahren. Deshalb: Wer Klimaschutz will, muss links wählen, auch wenn´s um den OB geht.
Die verheerenden, von Menschen gelegten Brände in Brasilien, die von der Bolsonaro-Regierung anscheinend geduldet werden, sind Ausdruck einer Fehlsteuerung in der regionalen und globalen Agrar-, Raumordnungs- und Klimaschutzpolitik. Natürlich ist es wichtig und richtig, sich darüber aufzuregen und entsprechende politische Maßnahmen zu fordern – z.B. eine entsprechende Gestaltung der angepeilten EU-Mercosur-Verträge, die Erhalt und Regeneration des Regenwaldes fördert.
Aber genauso wichtig ist es, vor der eigenen Tür zu kehren: Wir werden als 05-Fans heute mit dieselgetriebenen Bussen zum 05-Spiel gegen Gladbach an den Europa-Kreisel gefahren werden, gehen dort querfeldein über eine asphaltierte Straße und den riesigen Parkplatz in die Opel-Arena, die mitten auf dem Acker steht. Auch das ist Ausdruck einer verfehlten Agrar-, Raumordnungs- und Klimaschutzpolitik.
Es gab seinerzeit den Bedarf, für Mainz 05 mehr Platz zuschaffen, als das damals genutzte Bruchwegstadion hergab. Es gab die Optionen Aus- und Neubau. Der Ausbau des Bruchwegstadions wurde – zum Leidwesen der Fans – von der Kommunalpolitik aus Lärmschutzgründen (sic!) abgelehnt und dafür der Neubau auf der grünen Wiese durchgeführt. Der Stadtrat hat einen entsprechenden Bebauungsplan mehrheitlich beschlossen.
Das heisst: Es wurde Anbaufläche für die regionale landwirtschaftliche Erzeugung vernichtet und klimaschädlich versiegelt. Zudem steht das Stadion in der Frischluftschneise. Während das Bruchwegstadion vom Hauptbahnhof aus in zehn Minuten zu Fuss erreichbar ist, müssen nun Shuttlebusse mit Verbrennungsmotoren die Fans ins Stadion verfrachten: ca. 6,5km zusätzliche Strecke für alle Fans, die über den Hbf anreisen.
Ökologisch wurden also große Kollateralschäden in Kauf genommen. Und warum? Weil man den bruchwegnahen Anwohner*innen den Lärmpegel nicht zumuten wollte, der von gerade mal 17 Bundesligaheimspielen im Jahr ausgeht. (Mit Heimspielen im DFB-Pokal rechnen Kenner*innen der Materie sowieso nicht…)
Das Projekt „Stadion am Europakreisel“ war ein Lieblingskind der mainzer Lokalpolitik. Eigentümer ist die stadteigene Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz. Wer Klimaschutz in Mainz nach vorne bringen muss, muss dafür sorgen, dass sich die Politik von rot-grün-gelb weg bewegt.
Vote left, vote Malcherek.
Aber bitte nicht Mainz 05 mit Lokalpolitik verwechseln – wie das die AFD-Stadtratsfraktion peinlicherweise macht: Verantwortlich für den Standort des Stadions ist die Stadt (auch wenn der Verein damals gedrängelt hat). Maßnahmen, die der Verein auch beim Betrieb des Stadions zum Klimaschutz durchführt, sind natürlich gut und ausbaufähig. Die wären aber auch im Bruchweg möglich gewesen.