Ohne Autos leben lernen

Hallo Deutschland,

es ist hart, aber da musst Du jetzt durch. Du wirst lernen müssen, ohne Autos zu leben. Das ist nicht nur notwendig, wenn wir auf diesem Planeten überleben wollen, sondern wie wir jetzt feststellen auch unter demokratischen Gesichtspunkten.

Die deutsche Vorzeige- und Premiumindustrie reitet nicht nur wegen der Verbrennungsmotoren, die demnächst kein Futter mehr bekommen, ein totes Pferd. Der deutsche Automobilsektor ist auch unter gesellschaftspolitischen und ökonomischen Gesichtspunkten so fossil wie seine Brennstoffe – selbst, wenn irgendwann mal auf Elektro umgerüstet werden sollte.

Der Automobilsektor reicht – wie wir nun nicht ganz überraschend immer deutlicher vor Augen geführt bekommen – über Hersteller und Zulieferer weit hinaus und stellt sich als immer politischer hinaus. Und das als Schlüsselsparte der Premium-Marktwirtschaft Deutschland. Obwohl die Marktwirtschaft doch nach Herstellerangaben ohne Staat und mit unsichtbarer Hand funktioniert, halten es die großen Autobauer dann doch für erforderlich, Lobbyisten aus politischen Ämtern loszukaufen, um deren Netzwerke zu nutzen.

Revolution heisst in Deutschland also zu allererst, die Autohersteller zu demokratisieren. Wir – nicht nur die von diversen Betrügereien betroffenen Verbraucher, sondern alle, die von den schädlichen Auswirkungen betroffen sind (also letztlich alle, die diesen Globus noch bevölkern) brauche eine effektive Kontrolle und – ja! – Steuerung der Automobilindustrie.

Eine Abwrackprämie für Dieselkisten wäre so ziemlich das Kontraproduktivste, was mir einfallen würde – aber klar: Wer Autos verkaufen will, schlägt sowas vor. Es ist aber nicht zwingend, dass die Automobilindustrie brummen muss, damit es „uns“ gut geht. Dass sie sich derart staatstragend geben darf, ist ein Demokratiedefizit, das auf das Konto der Schröder und Merkels dieses Landes geht.

Was wir brauchen, ist ein neues gesellschaftliches Mobilitätskonzept, das von der vorgegaukelten Freiheit durch individuelle Automobilnutzung weg kommt und Lösungen findet, die ökologisch, sozial und demokratisch überzeugen.

Dazu gehören autofreie Innenstädte, Inlands-Flugverbote und Tempolimits genauso wie der Ausbau und die Subventionierung der öffentlichen Verkehrsmittel. Denn auch individuelle Mobilität ist – weil sie gerade im Zeitalter der Verbrennungsmotoren immer auch Beeinträchtigung Dritter darstellt –  res publica, öffentliche Sache.

Wer die Republik will, muss die Autokonzerne demokratisieren. Und das heisst sozialisieren.

Vote left, vote Malcherek!