…so lässt sich das bürgerliche Medienecho auf die jüngsten Einlassungen des Präsidenten der USA zusammenfassen. Zur Eskalation rechtsextremer Gewalt in Charlottesville hat sich Trump erst unklar positioniert, dann zögerlich die Rechtsextremisten kritisiert und seine Kritik nun relativiert. Was bleibt? Trump stützt die extreme Rechte.
Stellvertretend sei die Süddeutsche Zeitung (online) zitiert: „Der US-Präsident hat ein Ego-Problem und keinen moralischen Kompass. Weil es Donald Trump nur um Donald Trump geht, werden sich die schockierenden Szenen (der Pressekonferenz, MM) wiederholen.“
Die SZ scheint davon auszugehen, dass Trump eigentlich gar nicht rechts ist, sondern eigentlich zur gefühlten eigenen Konsensmitte. Was aber, wenn Trump der Kompass gar nicht fehlt, sondern nur anders ausgerichtet ist als der der SZ? Was, wenn es Donald Trump gar nicht nur um sein Ego geht, sondern um Politik und zwar genau die, die er permanent lauthals promotet? Was, wenn sich die Szenen nicht wiederholen, weil Trump Egomane ist, sondern weil er seiner politischen Linie treu bleibt?
Dann müsste man zu dem Schluss kommen, dass es keinen Mechanismus gibt, der rechtsextreme Regierungschefs verhindert. Keinen, der ihnen einen Kompass aufnötigt, mit dem die SZ-Redakteure einverstanden sind. Und vielleicht auch zu dem Schluss, dass rechtsextreme Politik kein Ausrutscher eigentlich ganz anders gemeinter Politik (oder sonstiger Lebensumstände) ist, sondern das, was sie ist: rechtsextreme Politik.
Rechtsextremismus kann man nicht mit erhobenen Zeigefingern oder moralischen Zurechtweisungen korrigieren. Man muss ihn vor allem politisch bekämpfen. Wer rechts wählt, darf sich nicht wundern, wenn rechte Politik gemacht wird. Wenn Rechte gewählt werden, kann man nicht daneben stehen und die Wählerentscheidung kritisieren oder umdeuten. Man muss reale politische Machtverhältnisse verändern. Zum Beispiel in dem man am 24.9.2017 links wählt.