Armut in Mainz – kein Thema nur für Weihnachten

Ich war am 24.12.2022 im Gemeindezentrum St. Bonifaz. Dort gibt es einmal im Monat, am zweiten Wochehende,

# das Sonntagsmahl. Heiligabend ist quasi Sonntagsmahl Spezial – mit Geschenken. Wer will, kann kommen und bekommt eine warme Mahlzeit – sogar ein Drei-Gänge-Menu. Unkostenbeitrag 2 € für die, die das Geld haben. Einige freuen sich nicht nur über das Essen, sondern auch über soziale Kontakte, wie ich mitbekomme. Damit dürften zwei Grundprobleme unserer Gesellschaft angesprochen sein, die auch in Mainz mehr und mehr zu beobachten sind: Armut und Vereinzelung.

Das Team vom Sonntagsmahl um Ulrike Ludy und Angelika Hill versucht, zu helfen:

Das Sonntagsmahl ist der monatliche Mittagstisch in der katholischen Pfarrei St. Bonifaz Mainz. Das Sonntagsmahl versteht sich nicht als „Armenküche“, sondern jeder ist willkommen, der gerne in Gemeinschaft isst. Die alleinstehende Rentnerin genauso wie der Obdachlose oder Familien mit Kindern“, heisst es auf der Facebookseite.

Das Essen trifft auf dankbare Abnehmer:innen. Auch der Kuchen, den ich mitgebracht habe. Auf dei Frage, ob ich was kaufen, oder selbst backen soll hiess es: Ehrlich gesagt, lieber selbst gebacken. Hab ich gemacht…

Tropfen auf heisse Steine, aber immerhin. Was könnte ich als Oberbürgermeister tun? Willy Schuth von der City Seelsorge hat darüber nachgedacht: Es braucht Räume. Räume, in denen man sich treffen kann, auch ohne Geld ausgeben zu müssen. Warme Räume, Räume in der Stadt.

Die Kirchen ziehen sich zurück. Was macht die Stadt? Spart. Interims-OB-Beck plant einen Haushaltsüberschuss von 159 Millionen Euro im Jahr 2023 und 139 Millionen 2024. Für harte Zeiten. Wie weit kann man weg sein von den Menschen in der Stadt? Die harten Zeiten sind längst Realität, für immer mehr Mainzer:innen. Zeit was dagegen zu tun.

Wir müssen Räume schaffen, keine Weihnachtsreden halten. Armut ist kein Naturgesetz, sondern ein Verteilungs- und Organisationsproblem, gerade für Kommunen. Erst Recht, wenn die Säcke prall gefüllt sind, wie in Mainz. Politik muss sich daran messen lassen, ob sie es schafft, Armut zu überwinden. Bisher ist sei in Mainz gescheitert. Zeit für einen Politikwechsel.

Und wer das Team vom Sonntagsmahl unterstützen will: Helfer:innen sind immer gerne gesehen, versichert man mir. Einfach kommen und anpacken. Die Leute dort sind keine Freund:innen großer Worte. Die Termine kann man im Pfarramt erfragen oder im Schaukasten lesen. Der Rest läuft dann von allein. Ich hab’s ausprobiert.