Heilige Makrele beerdigt: Wie Mainz Chancen für ein Rheinschwimmbad verspielt

In Mainz macht sich das Gefühl breit: Hier geht nichts mehr.

Die Stadt hat es aufgegeben, etwas für ihre Einwohner zu tun, attraktive Projekte auf die Agenda zu heben und mal einen zumindest etwas größeren Wurf zu wagen. Von Energie und Aufbruch war in Mainz schon lange nichts mehr zu spüren.

Heilige Makrele ausgebremst

Besonders drastisch ins Auge gefallen ist das bei der Diskussion um das Rheinschwimmbad „Heilige Makrele“: Aus der Zivilgesellschaft wurde ein weit entwickeltes Projekt vorgestellt und bürokratisch ausgebremst.

Wie so oft wurde der Fokus darauf gesetzt, Gegenargumente zu finden, statt zu versuchen, die wenigen kritischen Punkte, die es gab, zu lösen. Zum Beispiel die Besucherzahl.

Keine Machbarkeitsstudie zum Rheinschwimmbad

Das naheliegendste Argument wurde hier gar nicht gehört: Eine niedrige Zahl an Badegästen ist besser als gar keine. Die Stadt hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, die längst beschlossene Machbarkeitsstudie zur Makrele (Schwimmbad im alten Zollhafenbecken) umzusetzen, weil eine amtsinterne (!) Voruntersuchung zu dem Ergebnis kommt: Keine Chance.

Baden am oder im Rhein ist in Mainz nicht möglich, auch wenn die vom Makrelen-Initiator Alex Kiefer vorgelegten Gutachten zu Wasserqualität, Immissionsschutz und Wirtschaftlichkeit etwas anderes sagen.

Während die Makrele das Potenzial hatte, ein echter Hingucker zu werden, bleibt nun die Option, ein „Badeschiff“ als einen schwimmenden „Pool“ im Rhein festzumachen.

Damit springt das Debakel ins Auge: Der Vorschlag war, einen ehemals industriellen Standort der Bevölkerung zugänglich zu machen und umzunutzen, die herausragende Lage der Stadt am Rhein auszuspielen – ein stadtplanerischer Coup und gleichzeitig ein Ansatz, die Neustadt mit dem nach wie vor als Fremdkörper wahrgenommenen Hafenareal zu verbinden.

Nicht zuletzt: In den Sommermonaten einen zusätzlichen Standort fürs Schulschwimmen zu haben. Doch mit dem von der Kenia-Mehrheit gefassten Beschluss, das Projekt Makrele zu beerdigen, verpasst die Landeshauptstadt eine riesige Möglichkeit, nicht nur etwas für seine Einwohner zu tun, sondern auch für das eigene Renommee.

Sexy geht anders

Denn letztlich ist es doch so: Wenn man sich Fremden gegenüber als Mainzer outet, läuft es jenseits des Fußballs nach wie vor auf eine Identifikation mit Mainzelmännchen und „Mainz bleibt Mainz“ hinaus. Sexy geht anders.

Nah bei den Leuten ebenfalls: Während es kein Problem ist, Bootseignern eine Marina zur Verfügung zu stellen, fällt es der Stadt schwer, Leuten mit weniger Geld Optionen zur Freizeitgestaltung zu bieten.

Mainz muss etwas tun. Mit Bürokratie und Verhinderungspolitik ist nichts zu gewinnen. Die Stadt sollte aufhören, sich gegenüber Initiativen aus der Bürgerschaft zu verschließen und eine Wagenburgverwaltung zu betreiben.

Selbst wenn am Ende ein negatives Ergebnis stehen sollte: Eine Machbarkeitsstudie hätte die Makrele verdient. Verlierer des Stillhalteabkommens mit Namen Kenia-Koalition sind in erster Linie die Einwohner. Aber auch für OB Haase, der mit der Makrele in einem prominent vertretenen Wahlkampfthema zurückrudern muss, wird es enger.

Artikel erschien auch im Sensor Magazin in meiner Kolumne MalcherRECHT